Neuigkeiten 13.06.2022

Nachruf auf Erika Wirths

Die GEW Solingen trauert um ein langjähriges Mitglied

Unsere liebe, langjährige und bis dato älteste Kollegin Erika Wirths ist im Alter von 91 Jahren verstorben.

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Nachruf für unsere im Juli 2021 verstorbene Kollegin Erika Wirths (1930 – Juli 2021)
Was bleibt von einem Menschen, der lange lebt und sehr alt wird? Man sagt, es bleibt die Familie.
So war es auch bei Erika Wirths. Sie war der Familie ihres Bruders Helmut Wirths mit Nichten und Neffen Zeit ihres Lebens eng verbunden. Es bleiben auch Erikas Spuren im Leben anderer Menschen, bei Freundinnen und Freunden, bei Kolleginnen und Kollegen aus den Schulen und in ihrer Lehrergewerkschaft GEW sowie im Bergischen Geschichtsverein e.V. Abt. Solingen. Und es gibt die meist unsichtbaren Spuren in den Kindern, die sie unterrichtete.

Erika war Jahrgang 1930, und im Jahr 2020 stand ihr Name mit 90 Jahren unter der Geburtstagsrubrik in unserer Solinger GEW-Zeitung. Ihr kleiner Bruder Helmut wurde mit meiner Schwester Lieselotte Stohlmann (Jg.1941) zusammen in die Volksschule Zweigstraße eingeschult. Beide, Erika und Helmut erhielten von unserer Mutter Klavierunterricht. Von Bruder Helmut bekam ich auch die Informationen zu Erikas beruflichem Lebenslauf.

Erika Wirths kam lange regelmäßig zu unseren GEW-Pensionärs-Treffen. Ich erinnere mich an freundliche, meist kürzere Gespräche mit ihr bei solchen Treffen. Dabei weiß ich, Doris Schulz, sehr genau, was ich Erika Wirths nie vergessen werde und ihr in einem solchen Gespräch auch sagte: Sie legte bei mir die ersten Spuren zu den Geschichten der Bibel. Schon als 15-jährige sammelte sie jeden Sonntagmorgen die jüngeren Kinder aus der Nachbarschaft und ging mit uns in den Kindergottesdienst in die Lutherkirche. Dabei waren auch meine Geschwister und ich.

Erika besuchte die Evangelische Mädchenschule Zweigstraße und wechselte Ostern 1940 zum Mädchengymnasium August-Dicke-Schule, machte dort 1951
das Abitur. Darauf folgte das Studium an der Pädagogischen Akademie in Kettwig. Erika legte dort die 1. Lehrerprüfung für das Lehramt an Volksschulen im Mai 1953 ab. Schon drei Wochen später, am 15. Juni 1953, startete Erika Wirths als Lehrerin, genannt „Fräulein Wirths“, in der Ev. Volksschule Elsa-Brändström-Straße.
 
Und schon kurze Zeit später trat sie als junge Lehrerin am 01.03.1954, also ein Jahr nach Dienstbeginn, in Solingen in den Ortsverein der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ein und erhielt die Mitglieds-Nr. 5450, die laut Mitgliedskarte später in 22 019 71140 umgewandelt wurde. Ihr Bruder Helmut weiß, dass Erika später mehr als ein Jahrzehnt im Ortsverein der GEW das Amt des „Kassenwartes“ ausgeübt hat. Der frühe Eintritt in die GEW und die Übernahme eines Amtes zeugen von Erikas gewerkschaftlichem Denken und von ihrer Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen. Sie blieb Mitglied bis zum Tod, das waren mehr als 67 volle Jahre.

In der Zeit der Reformen im Land NRW, als die Volksschulen zu eigenständigen Grund- und Hauptschulen wurden, wurde die Schule von der Elsa-Brändström-Straße zur Grundschule Klauberg an der Klauberger Straße verlegt. Hier wirkte Erika Wirths an dieser neuen Schulform mit Rektor Loest zunächst als Lehrerin zusammen, später als Konrektorin. Als Fachleiterin für Musik in der Primarstufe kam das ehemalige Nachbarskind von Erika Wirths, Lieselotte Stohlmann, ebenfalls in den 70er Jahren an die Grundschule Klauberg. In den 80igerJahren arbeitete Erika Wirths mit der Rektorin Inge Werbeck zusammen.

Inge Werbeck schildert heute ihre Konrektorin als äußerst fleißig und gewissenhaft, aber insgesamt sehr zurückhaltend, wenn nicht sogar verschlossen. Der Stundenplan wurde von Erika Wirths bis in die Details mathematisch exakt und sehr anspruchsvoll erarbeitet und „gesteckt“. Auch die Organisation während der Bauphasen der größer werdenden Grundschule wurde Erika Wirths anvertraut. Insgesamt hätten sie sehr gut zusammengearbeitet.

Hanne Reinefeld kam noch als Junglehrerin an die Grundschule Klauberg, und Erika Wirths wurde in der Schule ihre Ausbildungslehrerin. Heute erinnert sich Hanne Reinefeld an Erika Wirths als eine sehr zurückhaltende Kollegin, die sich aber in Beratungsgesprächen der jungen Kollegin offen zuwandte und sie immer unterstützte. Und sie lernte von ihr die Eigenschaft, sich immer selbst bei den Vorbereitungen genau zu kontrollieren. Wörtlich erzählt Hanne Reinefeld: "Ich sah aber auch, wie einfühlsam Erika Wirths die ihr anvertrauten Schulkinder beobachtete. Sie konnte die Gedanken in den kindlichen Gesprächsbeiträgen richtig deuten und Stimmungen empathisch von den Kindergesichtern ablesen".
Diese Begabung, bzw. Fähigkeiten wurden besonders wichtig, als die Schule auch Kinder aufnahm, die am „Gemeinsamen Unterricht“ teilnahmen.
 
1995 wurde Erika Wirths nach 42 Dienstjahren in der Schule verabschiedet. Sie erlebte noch 26 Jahre aktiven Ruhestand. Sie war viele Jahre Mitglied im Bergischen Geschichtsverein Abt. Solingen, wirkte im Vorstand als Schriftführerin und widmete sich privat der Familienforschung.

Doris Schulz und ehemaligen Kolleginnen